Telenovela
Die Telenovela hat ihren Ursprung in Lateinamerika und ist längst ein Kulturgut des Kontinents geworden. Lateinamerikanische Telenovelas werden nicht nur im nationalen Kontext, sondern auch fernab von Ländergrenzen geschaut. Ebenso werden inzwischen auch türkische und südkoreanische Telenovelas im lateinamerikanischen Fernsehen gezeigt.
Telenovelas erreichen alle gesellschaftlichen Schichten und werden häufig zusammen mit der ganzen Familie geschaut. Sie richten sich somit an alle Altersklassen und Geschlechter. Gezeigt wird sie meist montags bis freitags zur Hauptsendezeit, nach den Abendnachrichten und gilt somit als Massenmedium. Eine Telenovela besteht aus mehreren Folgen, die aufeinander aufbauen. Häufig sind es zwischen 120 und 180 Folgen. Die Geschichte hat einen klaren Beginn und klares Ende und läuft, im Gegensatz zur soap opera für eine begrenzte Zeit. Auch wenn man eine Folge verpasst hat, kann man der Geschichte trotzdem einfach folgen. Eine Telenovela folgt fast immer dem Aufbau eines Melodramas.
Zu Beginn der Handlung steht ein Konflikt, eine Ungerechtigkeit. Die Hauptfigur, in vielen Fällen eine Frau, befindet sich in einer Situation, in der sie nicht alles erreichen kann, was sie möchte. Dies kann unterschiedliche Gründe haben, beispielsweise ökonomische, weil sie beispielsweise in Armut oder in prekären Verhältnissen lebt. Oder gesellschaftliche Zugehörigkeiten, weil sie zum Beispiel zu einer bestimmten Familie gehört oder gar keine Familie hat. Ein Konflikt kann auch sein, dass sie zu Beginn etwas nicht weiß, weswegen die Hauptfigur einen Nachteil gegenüber anderen hat. Der Charakter der Hauptfigur ist bescheiden, lieb und großherzig. Im Laufe der Telenovela entwickelt sich eine Liebesbeziehung zu einem Mann, häufig aus einer höheren gesellschaftlichen Schicht. Die Protagonisten müssen sich Herausforderungen, Geheimnissen und Intrigen stellen. In einer Telenovela gibt es, wie im Melodrama unterschiedliche Figuren, wie den Bösewicht, den Beschützer, die Betroffene und den Narren. Die Familie der einzelnen Charaktere spielt oft eine bedeutende Rolle in der Handlung. Das Ende der Telenovela ist häufig vorhersehbar, bleibt aber dennoch spannend. Eine Telenovela hat ein glückliches Ende, wie die Erfüllung der zu Beginn unmöglich erscheinenden Liebesbeziehung oder das Erfahren von Gerechtigkeit. Die anfängliche Ungerechtigkeit wird über den Handlungsverlauf hinweg gelöst.
Eine Telenovela spielt mit den Gegensätzen zwischen arm und reich, Gut und Böse. Es werden Emotionen, die wir aus dem Alltag kennen, hervorgerufen, wie Liebe, Enttäuschung und Wut. Dies erlaubt eine Identifikation mit den Charakteren und führt dazu, dass die Zuschauer:innen die Telenovela über zahlreiche Folgen hinweg treu verfolgen. Es wird mit Elementen gearbeitet, die Spannung erzeugen. Beispielsweise spielen Geheimnisse zwischen den Charakteren eine wichtige Rolle, die im Laufe der Handlung gelüftet werden und unterschiedliche Handlungsstränge erlauben. Cliffhanger als Ende einer Folge, wie das berühmte „Fortsetzung folgt“, das darauf abzielt, die Lösung der Situation in der nächsten Folge zu zeigen, bringt die Zuschauerschaft dazu, die Telenovela weiter zu verfolgen. Telenovelas haben einen großen Einfluss auf die Gesellschaft, da sie oftmals auch gesellschaftliche Probleme aufzeigt, wie unter anderem Arbeitslosigkeit, Armut oder Korruption. In erster Linie aber, weil die Telenovela Elemente bietet, mit denen sich ihr Publikum identifiziert und dadurch emotional involviert wird.
Lies mehr zu Telenovelas:
- Gordillo, Inmaculada (2011): La hipertelevisión: géneros y formatos, S. 123-137.
- Martín-Barbero, Jesús (1988): Matrices culturales de la telenovela. In: Revista Estudios sobre las culturas contemporáneas I (4/5), S. 137–164.- Mazziotti, Nora (Hg.) (1995): El espectáculo de la pasión. Las telenovelas latinoamericanas. 1. ed., 1. reimpr. Buenos Aires: Ed. Colihue (Colección Signos y cultura, 4).- Michael, Joachim (2014): Telenovelas und kulturelle Zäsur. 1. Aufl. Bielefeld: Transcript.
-Soler Azorín, Laura (2017): La Telenovela, eso que nadie ve pero todo el mundo sigue. ”. In: Hispanorama, 157, 12-16.