Mary & Mike
Die chilenische Miniserie Mary & Mike erzählt die Geschichte des gleichnamigen, augenscheinlich ganz normal wirkenden Ehepaars. Die gefeierte Schriftstellerin Mariana Callejas und ihr Mann Michael Townley führen nach außen hin ein perfektes Familienleben. Was die wenigsten wissen: Eigentlich arbeiten Mary, chilenische Staatsbürgerin, und Mike, ein US-amerikanischer Staatsbürger, für den chilenischen Geheimdienst DINA (Dirección de Inteligencia Nacional) und verüben in deren Auftrag Anschläge und Morde an regierungskritischen Personen. In ihrem Keller befindet sich eine Folterkammer.
Die Serie zeigt drei Anschläge von Mary und Mike in den Jahren 1974 bis 1976. Das in der Serie Dargestellte beruht auf wahren Begebenheiten, ist aber durch große künstlerische Freiheit mit fiktionalen Elementen ausgeschmückt. Problematisch ist durch die Spektakularisierung ihrer Geschichte die Verbrechen der Pinochet-Diktatur und vor allem die Gewalt an Frauen verharmlost werden. Die Serie wird aus der Perspektive von Mary & Mike, „den Bösen“, erzählt, in die sich die Zuschauerschaft besser hineinversetzen kann als in die Opfer, die wesentlich austauschbarer erscheinen. In einer Analyse der Serie ist die Frage interessant, wie eine solche Darstellung der Geschichte auf die Zuschauerschaft wirkt und inwiefern sie in der Lage ist, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden.
Townley und Callejas sind bis heute Teil des kollektiven Gedächtnisses Chiles und stößt Diskussionen über die Militärdiktatur an. Die reale Mariana Callejas inszenierte sich selbst bis zu ihrem Tod im Jahr 2016 als Opfer, das von allen weggestoßen und alleine zurückblieb, während Michael Townley vermutlich bis heute in den USA unter Zeugenschutz und einer neuen Identität lebt.
Geschrieben von Emilie Sitter